Vortrag Prof. Dr. Günther Moosbauer – Römische Fluss-Schifffahrt ; Donnerstag 19.11.2015
19.30 Uhr – Museum Quintana, Künzing;
Flüsse sind die wichtigsten Verkehrsverbindungen für den Transport von Massenwaren, aber auch für die Verlagerung von Truppen. Die Hauptschlagadern nördlich der Alpen stellen Rhein und Donau dar. In der historischen Überlieferung spielt der Rhein bereits zu augusteischer Zeit eine wichtige Rolle. Auch archäologische Funde vom Niederrhein belegen diese Funktion. Die Donau verbindet mit ihren 2880 Stromkilometern den Westen mit dem Schwarzen Meer. Sie ist nicht nur Handels- und Verkehrsweg, sondern von außerordentlicher Bedeutung für den Kulturtransfer. Mit den Schiffsfunden von Oberstimm bei Ingolstadt kennen wir den Typen, der von augusteischer Zeit bis weit in die mittlere Kaiserzeit auf den Strömen als Patrouillenboot oder Truppentransporter verkehrt ist. Mit dem Mainzer und Straubinger Hafen sowie den augusteischen Bootshäusern von Haltern am See an der Lippe sind feste Einrichtungen bekannt, wo die Schiffe nicht nur anlegen konnten, sondern auch gewartet worden sind. Die Waren sind auf großen Plattbodenschiffen transportiert worden, die wir z.B. vom Rhein kennen, aber auch von der serbischen Donau. Ähnliche Boote verkehrten auf den Seen. In der Spätantike ändert sich der Typ der Militärschiffe etwas. Solche Schiffe sind etwa in Mainz ergraben worden. An den Rekonstruktionen des Oberstimm-Typs aber auch eines Mainzer Schiffes wurden und werden Tests durchgeführt, um Manövrierfähigkeit und Geschwindigkeiten der einzelnen Bauklassen zu testen.
Aber auch auf kleinen Gewässerläufen konnten Flachbodenschiffe oder Flöße verkehren. Waren auf den Strömen Ruder und Segel die Hauptantriebsarten, wurden solche Fahrzeuge getreidelt oder gestakt. Die großen Ströme waren nicht durchgängig schiffbar, es musste teils umgeladen werden und ein Landtransport über gewisse Abschnitt erfolgen. Zu römischer Zeit hat man deshalb schon die ersten Flusssbaumaßnahmen durchgeführt. Trotzdem bedeutete eine Schifffahrt, dass man sich in Gefahr begab. Persönliche Schicksale waren mit der Schifffahrt eng verbunden. Häufig waren die Flussschiffer auch Transportunternehmer, die in Gilden organisiert waren. Einige davon kennen wir über Inschriften und Reliefs.
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